Jetzt also auch Sibylle Berg, das Zeitungssterben ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Das wirklich Faszinierende ist, dass all das nicht sein müsste, denn das Medium bringt den Kopierschutz schon mit, ist also die perfekte Lösung wider die Erwartungshaltung der Kostenlosigkeit. Das funktioniert, da bin ich sicher: Tolle Texte und Fotos, berührende Berichte, Neuigkeiten hinter den News, Lokalmelancholie, die Themen sind endlos, wenn sie interessant sind. Was hingegen nicht funktioniert, ist gedruckte Selbstähnlichkeit, ein dpa am Ende eines Artikels ist Schlusspunkt auf mehr als eine Weise. Und auch eiskalte Ideen können zwar als Businessplan taugen, nicht aber als Branchenkonzept. Was also tun?
Man sollte von den Schülerzeitungen lernen, Lust und Liebe nah am Rezipienten, das wird auf lange Sicht noch gehen, oder wieder: Es wird Zeit für Veränderungen substantieller Art. Und da das nicht funktionieren wird – solch große Schritte gehen nie –, wird das Sterben weitergehen, wir haben es immer so gemacht, das wird nicht funktionieren. Es tut ein bisschen weh, dem Treiben zuzusehen, aber wirklich schlimm ist das nicht, denn Zeitung als Konzept (oder gar der Journalismus) wird nicht untergehen. Dafür ist das alles viel zu toll, oder könnte es sein: Berliner Format auf ganz rauem Papier, große Fotos und große Texte, tolle Typographie und ein inhaltlicher Fluss, der nicht über Jahre in Langeweile gegossen ist, Überraschungen und Provokationen, Freiheit auf Papier, das geht.
Übernimmt jemand die Druckkosten? Ich wüsste aus dem Stand zehn Namen, die ein Blatt machen können, das man wirklich lesen will, sehen will, das man anfassen will, und das man: bezahlen will.